Gedankenpoesie in der Fußgängerzone
Interview mit den Künstlern Nadine Leutsch und Klaus Haas über ihr aktuelles Projekt POESIE : MAZE
Wer zwischen dem 17. und dem 22. Oktober offenen Auges durch die Fürther Innenstadt geht, der stolpert auf seinen alltäglichen Wegen womöglich über die großen Lettern des Kunstprojektes POESIE : MAZE. Die Künstler Nadine Leutsch und Klaus Haas schlagen für net:works mit ihren Objekten eine Brücke aus der analogen Welt der Fürther Fußgängerzone in einen virtuellen Irrgarten. Während der letzten Vorbereitungen haben sie Janina Süß für net:works in ihrem Atelier ein Interview zu POESIE : MAZE und dem Künstler-Dasein zwischen analog und digital gegeben.
net:works: Wer verbirgt sich hinter dem Projekt POESIE : MAZE?
Wir sind Nadine Leutsch und Klaus Haas und haben zum ersten Mal gemeinsam als Künstlerpaar unter dem Namen Nadi+ Klaus Haas das Projekt POESIE : MAZE in die Wege geleitet.
net:works: Inwiefern greift POESIE : MAZE das net:works Festival-Thema „kultur und öffentlichkeit zwischen digital und analog“ auf?
POESIE : MAZE eröffnet Passanten in der Fürther Fußgängerzone die Möglichkeit, öffentlich und auf unkonventionelle Weise Kunst zu begegnen. Das Konzept sieht vor, Virtuelles mit Realem in Verbindung zu setzten. Einem Spiel entsprungene virtuelle Buchstaben sind zugleich real: In Form von Skulpturen werden sie vor einzelnen Läden in der Fußgängerzone sichtbar. So wird durch POESIE : MAZE Interaktion zwischen Passanten auf der Straße, Skulpturen, analogen und digitalen Räumen geschaffen.
net:works: Können Sie kurz erklären, was die Festivalbesucher bzw. Passanten bei POESIE : MAZE in Fürth erwartet?
POESIE:MAZE ist ein interaktives Wechselspiel zwischen Passanten in der Fußgängerzone, Buchstaben-Skulpturen und einem virtuellen Buchstaben-Irrgarten. Das Spiel beginnt in dem Moment in dem man einen Buchstaben findet und den darauf befindlichen QR-Code mit seinem Handy einscannt. Die „Spieler“ gelangen so zu verschiedenen Spielen in Form von poetischen Texten, die es zu lösen gilt. Die gesellschaftsreflektierenden Texte im Spiel sollen die Teilnehmer wiederum in die Realität zurückführen und somit zum Denken über die eigene(n) Lebenssituation(en) anregen. Hat man sich durch diesen Buchstaben-Irrgarten gespielt, wartet eine Überraschung am Donnerstag, den 22.10.15 ab 19:30 im Babylon auf jeden Teilnehmer.
Die virtuellen wie realen Buchstaben sind bewusst in schwarz-weiß gehalten, um zum einen auf die Ästhetik der früheren Erscheinungsform der Games zu verweisen, und zum anderen, um die Ästhetik der virtuellen Welt zu unterstützen.
net:works: Wie kamen Sie auf die Idee eines virtuellen Buchstaben-Labyrinths?
Die Idee war schon vor net:works im Entstehen. Klaus Haas hatte sich bereits seit längerem mit dem Thema beschäftigt und Texte dazu entworfen die von mir grafisch umgesetzt wurden. Die Anfrage von net:works gab den Anstoß den Ansatz weiterzuentwickeln und zu dem heutigen Projekt zu vollenden.
net:works: Hat sich Ihre Arbeit in den vergangenen Jahren durch die vermehrte Nutzung und den vermehrten Einbezug digitaler Medien verändert?
Sicherlich. Schon bei real-cinema 2000 und FUERTHLINE, wie auch in vielen anderen meiner Projekte, habe ich den digitalen Aspekt mit eingeflochten. Es ist heutzutage in der Kunst eine zeitgenössische Grundlage sich mit den Dingen, die in der Gesellschaft passieren auseinanderzusetzten und dazu gehören eben auch digitale Medien.
Abschließend möchten wir besonders unseren Sponsoren danken, die durchweg positiv auf unsere Anfrage – die Buchstaben vor ihre Läden zu integrieren – reagiert haben. So konnte auch in dieser Form eine Kommunikation außerhalb der rein virtuellen Realität entstehen und unsere Idee eines Wechselspiels der Gedankenpoesie umgesetzt werden. Ebenfalls möchten wir dem Kulturamt Fürth und dem Festival net:works danken, die uns und verschiedenen zeitgenössischen Künstlern eine Plattform geben.
POESIE : MAZE vom 17. bis 22. Oktober in der Fußgängerzone Fürth. Am 24. Oktober von 15 bis 21 Uhr und am 25. Oktober von 11 bis 19 Uhr gibt es POESIE : MAZE als Ausstellung im Rahmen der Fürther Ateliertagen „Gastspiel 2015“ des Kulturrings C im Atelier in der Karlstr. 30, RG 2. Stock, Fürth.